Elektromotoren statt Schiffsdiesel
Schöpfwerk St. Annen komplett saniert / Alte Anlage aus dem Jahr 1959 bleibt als museales Ausstellungsstück erhalten / Einsatzdauer der neuen Anlage bis zu 50 Jahre
St. Annen – Das hat es zumindest in Deutschland bisher nicht gegeben: Im Schöpfwerk St. Annen ist neben den neuen modernen Elektropumpen der alte Schiffsdiesel, der die bisherigen Pumpen betrieben hat, erhalten geblieben. Das Aggregat aus dem Jahr 1959, das immer noch funktionstüchtig ist, bleibt im Gebäude an der Eider fest installiert und kann bei verschiedenen Anlässen auch kurzzeitig in Betrieb genommen werden. Von außen ist die Anlage durch große Schaufenster zu betrachten.
Ergänzt wird die „Ausstellung“ durch erläuternde Schilder im überdachten Außenbereich, die dieses Jahr noch montiert werden sollen. „Wir haben damit so etwas wie unser eigenes Museum geschaffen. Immerhin ermöglicht uns der alte Dieselmotor einen Blick zurück in die Geschichte der Schöpfwerke an der Westküste“, erläuterte Peter von Hemm, Verbandsvorsteher des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen (DHSV), bei der Einweihung des sanierten Baus in Anwesenheit von Kreispräsident Hans-Harald Böttger.
In den vergangenen Monaten sind die drei Pumpen des Schöpfwerks erneuert und modernisiert worden. Die Kosten der Sanierung betragen insgesamt 1,8 Millionen Euro. Alle Geräte zusammen können etwa 7.000 Liter Wasser pro Sekunde in die Eider pumpen. Ein herkömmlicher Tankwagen wäre demnach binnen weniger Sekunden problemlos zu befüllen. Die Druckrohre durch den Deich haben jeweils einen Durchmesser von 0,9 bis 1,2 Meter. Und die etwa acht Tonnen schweren Motoren weisen eine beachtliche Leistung bis zu 350 Kilowatt auf. „Wir haben für die neue Anlage eine Einsatzdauer von fünfzig Jahren vorgesehen. Immerhin haben die alten Pumpen auch schon 58 Jahre funktioniert“, erklärt Peter von Hemm den Gästen. Das Schöpfwerk ist für die Entwässerung eines 2967 Hektar großen Gebietes südlich der Eider zuständig, das in Altensiel mit 703 Hektar und Neuensiel mit 2264 Hektar unterteilt ist.
Der inzwischen museale Schiffsdieselmotor ist noch voll funktionstüchtig, wird künftig aber keine Pumpen mehr betreiben, sondern nur noch als Schauobjekt dienen. Zu Ereignissen wie zum Beispiel bei einem für das kommende Jahr geplanten Tag der offenen Tür soll die Maschine dann auch gelegentlich in Gang gesetzt werden. Doch auch im Ruhezustand ist sie schon ein attraktives Stück Geschichte, das die Herzen der Fans solcher Motoren höher schlagen lässt.
Neben Vertretern des DHSV und dem Kreispräsidenten waren Mitglieder des Sielverbandes St. Annen, der umliegenden Gemeinden und der am Umbau beteiligten Firmen bei der Einweihung anwesend.
Nebeneinander angebracht: der alte Schiffsdiesel als Anschauungsobjekt und die modernen Elektropumpen. (Foto: Kienitz)