Wasserwirtschaft: Menschen und Natur schützen
Deichversammlung setzt sich für die Schäfer der Region ein / Konzepte zur Unterhaltung der Gewässer werden digitalisiert / Hauptverbandsvorsteher Peter von Hemm: „Wir wollen die Zukunft aktiv mitgestalten“
Ob Klimawandel, Schutz der Mitteldeiche oder wirtschaftliche Grundlagen der Landwirtschaft – der Deich- und Hauptsielverband Dithmarschen (DHSV) will die Zukunft der Region aktiv mitgestalten. Das machte Peter von Hemm auf der jüngsten Deichversammlung in Wöhrden deutlich. „Wir stehen mit einer Vielfalt von Aufgaben vor großen Herausforderungen“, erklärte der Hauptverbandsvorsteher den Vertretern von mehr als 40 Sielverbänden sowie Gästen aus Politik, Ministerium und vom Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Schles-wig-Holstein.
Wie komplex die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bereichen sind, wurde spätestens beim Thema „Wolf“ deutlich, das engagiert diskutiert wurde. Das Wildtier ist durch EU-Recht stark geschützt. Dadurch sind die Schafe einzelnen Tieren oder Rudeln nahezu schutzlos ausgeliefert, weil die Schäfer die sehr arbeitsintensiven Schutzzäune nicht ständig beim häu-figen Weidewechsel im Winter ab- und aufbauen können. Das hält Jungschäfer davon ab, die elterlichen Höfe zu übernehmen. Folglich dürfte die Zahl der Schafe abnehmen, die aber ih-rerseits zum Deichschutz und unter anderem zum Schutz von Wiesenvögeln beitragen. Dr.-Ing. Johannes Oelerich vom schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung versprach, die Anliegen und Argumente in Kiel zu vertreten.
Zuvor hatten DHSV-Geschäftsführer Matthias Reimers und Verbandbaumeister Jörg Daniel das vergangenen Jahr Revue passieren lassen und unter anderem auf die nahezu fertiggestellten Schöpfwerke Friedrichskoog und Steertloch hingewiesen. „Wir können schon heute anhand der Versandung vor dem Deich sehen, wie nötig der Bau der Anlagen war. Es wäre sonst immer schwieriger geworden, das Regenwasser in die Nordsee abzuleiten“, erläuterte Jörg Daniel. Einen Sanierungsbedarf gibt es zudem beim Schöpfwerk Brunsbüttel-Süd, des-sen Maschinen noch aus dem 1970er Jahren stammen und dringend erneuert werden müssen.
Der Verband befasst sich darüber hinaus mit den Herausforderungen, die durch die Sackungen der Moore in der Windberger und der Miele-Niederung entstehen. Da die Moore Kohlendioxid (CO2) in großem Umfang speichern, ist es das Bestreben der Politik, diese Gebiete weitgehend zu erhalten. „Unser Ziel muss außerdem sein, eine auskömmliche Landwirtschaft auch in diesen Gebieten zu erhalten. Daher haben wir da alle gemeinsam eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen“, gab der DHSV-Geschäftsführer Matthias Reimers zu bedenken.
Auch Dr. Oelerich befasst sich mit dem Thema Moore, ging jedoch auch auf den Klimawandel und den zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels um bis zu einem Meter bis 2100 ein. „Wir müssen uns besonders in den Niederungen auf die Auswirkungen von extremen Nieder-schlägen auf der einen Seite und wochenlanger Dürre auf der anderen Seite einstellen“, sagte der Ministerialdirigent.
Sachlich wurde es, als Verwaltungsleiter Uwe Vornheim die Umsätze 2019 und Planungen des DHSV für 2020 darstellte. Neben den Kosten für die Sanierung von Schöpfwerken schlagen insbesondere EDV-Kosten stark zu Buche. In den kommenden Jahren wird es einer erhöhten finanziellen und professionellen Kraftanstrengung bedürfen, um die Informationstechnik und Software zukunftsfähig zu machen.
Als Stellvertreter des Landrats überbrachte der Landtagsabgeordnete Volker Nielsen die Grüße des Kreises und ging angesichts der vorherigen Diskussion auf die Lage der Schäfer ein. „Küstenschutz, auch der Schutz der Mitteldeiche, kann ich mir ohne Schafe nicht vorstellen. Wir setzen daher darauf, dass die EU die entsprechenden Verordnungen abschafft oder einschränkt, da der Wolf in vielen Regionen ohnehin nicht mehr gefährdet ist“, erklärte der Politiker und stellte sich damit auf die Seite der Schäfer.